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Fernweh und Heimweh waren beides Sehnsüchte, die sich anfühlten, als habe jemand im Herz ein Fenster offen gelassen, und da zog es nun.

(im mare Podcast, 2023)

Neulich im Aquarium
da schwammen viele Fische rum.
Sie wollten raus, ich wollte rein –
vergeblich wars, da ging ich heim.

Im Aquarium aus „Der Fisch ist ein Gedicht“, 2017

Das Gegenteil einer Nachricht ist die Ahnung. So undurchsichtig wie Nebel, so uneindeutig wie ein Gödel-Theorem: ein unentscheidbarer Satz, von dem niemand sagen kann, ob er wahr ist oder falsch.

aus: Im Blindflug durch den Bildersturm, SZ, 2001

Die Welt braucht Popmusik so nötig wie ein Loch im Kopf.

aus: Wovon leben eigentlich deutsche Musiker?, FAZ, 2006

„Am Anfang ist jedes Album wie eine leere Landschaft.“
aus: Zu Mensch, 2022

Der Fisch, er tauchte tief im Meer,
er fand den Grund, den brauchte er.

Der Philosofisch aus „Der Fisch ist ein Gedicht“, 2017

Anna öffnete die Balkontür, nahm den zerlumpten Gedichtband von Heinrich Heine von der Fensterbank und warf ihn hinter sich auf den Boden, damit die Tür nicht zu- fiel.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

„Sie denken wohl, einer wie ich spielt nicht gut Billard, was?
Ich gehe sogar bowlen.“

aus: Prince Interview, SZ.Magazin 1999

Der Hunger wurmte ihn so schlimm,
da biss er an, jetzt isser hin.

Fischstäbchen aus „Der Fisch ist ein Gedicht“, 2017

Es gebe schöne Namen auf Inuktitut, sagte die Geologin. Es gebe Orte, die hießen »Da wohnt ein Geist«. Oder »Hier ist kein Fisch«.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Menschen waren wie Eisberge. Von den meisten sah man nur ein Siebtel.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Zehn Minuten später saß ich auf einem braunen Cordsessel, dem alten Mann gegenüber, und fragte mich, was man einen Mann fragen soll, der einem lächelnd verspricht, während dieses Interviews nicht zu sterben.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Woraus besteht ein Mensch?
„Geist, Seele, Sprache, Klang, Körper, Witz und Mimik. Oder?“

aus: Zu Mensch, 2022

Man wird traurig, weil man begreift, dass das eigene Leben (und man selbst) nie so perfekt aussehen werden, wie das Gemälde, in dem man wohnt.

aus: Zwischen den Kiefern, FAS 2019

Der Himmel war kein Ausschnitt mehr, so wie zu Hause. Er überspannte auch nichts. Wir fuhren durch ihn hindurch. Er würde von nun an neben dem Meer die größte zusammenhängende Masse sein, die wir sehen würden – in einer Welt, die nur noch aus Horizont bestand.

aus: Beinahe Alaska, 2020.

Im Bauch der Nacht träumte der Karpfen vom Fliegen,
aufgewacht ist er geräuchert im Liegen.
 
Fischstäbchen aus „Der Fisch ist ein Gedicht“, 2017

Frauen hatten keine Krisen. Frauen hatten Gedanken.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Santa Fé hat graue Haare. Silberne Fäden, die mal Gras waren, liegen über brauner Erde und schwarzen Steinen.

aus: Der Blick zurück, FAS, 2022

Er sagt nicht Genozid, wenn er über die Khmer Rouge spricht.
Er sagt: „Drei Jahre, acht Monate und 21 Tage.“

aus: Am seidenen Faden, FAS, 2012

Nirgendwo zu Hause, überall dein Gesicht,
kein Platz, keine Pause
zerflossen liegt das Glück.

Rosetta aus: Leonce und Lena, Berliner Ensemble, 2003

„Wenn meine sechsjährige Tochter mit einer CD von den Spice Girls nach Hause käme, würde ich sie an einem Stuhl festbinden, und sie zwingen einhundert Mal Black Sabbaths ,Volume Four‘ zu hören!“

Henry Rollins in: Dieselbe Suppe in neuen Dosen, SZ, 2000

Sie zählten die Quadratmeter ihrer Kabine, die Menge an Klopsen auf dem Buffet, die Häufigkeit, mit der der Kapitän sie begrüßte. Sie verglichen die Minuten, die sie im Tenderboot verbrachten, prüften die Reihenfolge, in der an den Tischen die Vorspeise serviert wurde, zählten die Ringe an ihrer Hand. Sie besaßen ein Lineal fürs Glück.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Ich brauchte das Land, aber das Land brauchte mich nicht.
Und genauso wenig, wie man ein anderer Mensch wird, nur weil man Prada trägt und nicht mehr Deichmann, so wird man im Ausland auch kein Dableiber, wenn man vorher ein Wegläufer war.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Wenn sich mein Horizont noch mehr weitet, reißt er entzwei.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Der Fisch schwamm mit schlängelnden Bewegungen elegant zur Mitte des Beckens, umkreiste die Höhle und verschwand in ihr.
Das konnte alles Mögliche bedeuten.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Goldie will nur mit uns sprechen, wenn wir ihm ein Gramm Koks besorgen.

aus: London Calling, MAX, 1996

„Kunst wird spannend, wo sie den perfekten Weg verlässt. Das Kratzen im Getriebe macht eine Platte interessant.“

aus: Zu Mensch, 2022

Die Schneise, die wir im matten Eiswasser zurückließen, war flach und krisselig, das Wasser schimmerte türkis. Wellen schwappten wie Wartende gegen unseren Bug. Die Sicht endete an einem milchigen Streifen Nebel. Hier war Franklin auf das erste Packeis getroffen und hatte 1846 sein erstes Winterlager aufgeschlagen.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Natürlich sahen die Poptrottel gut aus. Die gingen ja auch dauernd shoppen.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Erstens: Nie betrunken SMSe schreiben. Zweitens: Nie SMSe schreiben, wenn man es nicht aushielt, keine Antwort zu kriegen. Drittens: Nie SMSe schreiben, wenn man sich in Wahrheit nicht traute anzurufen.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Die Hütte hat im vergangenen Winter ein Tundra-Grizzly zerlegt, wir wandern an ihr vorbei, Richtung 60. Grad Nord zur Grenze nach Nunavut. Wind weht über das Land, nirgends Wald, die Baumgrenze liegt hinter uns.

aus: Auf weiter Flur, 2019, FAS

Rock ’n’ Roll-Patina = oller Teppich, goldene Schallplatten, durchgesessene Ledersofas, auf einem Röhrenfernseher läuft MTV, der NME und das Billboard Magazine liegen herum und Kabel, viele Kabel.

aus: Zu Mensch, 2022

Es stinkt. Nach Schweiß, nach Pisse und nach Moder. Der Geruch ist penetrant, betäubt die Nase. So also riecht der Knast in Afrika – nach allem, und irgendwann nach gar nichts mehr.

aus: Und immer ist der Himmel so weit und so groß, SZ 2001

Ich hab dir deine Wege gesucht
Ich bin dein Glück und ich bin dein Fluch
hab dir fast den Verstand geraubt
Du hast trotzdem an mich geglaubt
Ich bin die Sehnsucht in dir
Ich bin die Sehnsucht in dir
Ich bin die Sehnsucht

aus: Ich bin die Sehnsucht in Dir, Die Toten Hosen, 2004

Annas Mutter besaß die seltene Fähigkeit, beinahe regungslos und endlose Ewigkeiten lang auf einer Stelle sitzen und in den Himmel schauen zu können.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Ein Gin und dann vier Bier und Sekt
zwischendurch Likörkonfekt
darauf einen Chevas Regal
in der Bar am Meeresspiegel
Whisky on the Rocks? Na, einen
Bommerlunder? Einen kleinen
Ach, die Bowle ist mit Bols?
Und mit Rum? Der Teufel hols!
Gibt es hier wohl auch Pernod?
Nein? Dann bitte nen Merlot!
Und nach zehn Burgunder grau
war der Karpfen endlich blau

Karpfen blau aus „Der Fisch ist ein Gedicht“, 2017

Ich stehe hier im Regen
an meinem alten Strand
Ein Flutlicht im Nebel
Ich gehe aus und an
Ich leuchte dir den Weg nach Haus
bin dein Land in Sicht
Du kannst mich schon von Weitem seh’n
kennst nicht mal mein Gesicht
Bei Donner, Blitz, Regen und Schnee
bleibe ich hier einfach stehen
Leuchttürme wanken im Wind
doch fallen niemals um

aus: Leuchttürme, Madsen, 2015

Sie stritten über Coolness und Filme, schlugen Geschichten vor, in denen echte Menschen echt arm waren, da sagten sie ›Donnerwetter‹ und ›Oha‹. .

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Es wird keinen Mord geben, keine Leichen, kein Monster, keinen Unfall, keine abgefrorenen Nasen oder Zehen.

aus: Beinahe Alaska, 2020

Der Himmel über uns
Früher war der blau
Heut steh’n Fabriken da
sie produzieren Grau
nur noch die Farbe Grau
Ich kann das nicht mehr sehn

aus Was hat die Zeit mit uns gemacht, Udo Lindenberg, 2008

Aber am Ende hatten an die dreißig Pferde, Kühe und Schafe zugehört, wie die Moldau über den Bergen im Freestate verschwand.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

What’s wrong with beauty?

David Gray-Interview, FAZ, 2002

Moipolai ga a llewe. Und wenn ich mich heute an damals erinnere, an uns DJs vom Kap, dann denke ich nicht an die Sonne, die hinter unseren Lagerfeuern unterging, nicht an die Wiesen, das Meer oder an den warmen Wind, der uns ins Gesicht wehte, oder an die Bufo-Musik von Space Teddy. Ich denke an das Bild mit den Schneckenspurenschlieren.

aus: Wenn die Nacht am stillsten ist, 2012

Halbnackte Frauen in Supermann-Unterwäsche hopsen durch die schottischen Highlands. Wir befinden uns auf dem Flushfest, dem einzigen Menopausen-Festival der Welt, das alljährlich in der schottischen Kleinstadt Perth stattfindet.

aus: Wir menstruieren gemeinsam – nicht!, Brigitte Woman, 2019

Für mich ist es sicherlich ein Plädoyer für die uncoolen Geschichten, es ist eine wütende Ratlosigkeit. Sicher auch ein Plädoyer für Geschichten, für die es eben auch keine Erklärungen gibt und vielleicht auch keine Heilung. Sicher ist es auch ein Monolog gegen das Allheilmittel Ironie.

(im Deutschlandfunk, 2013 über „Wenn die Nacht am stillsten ist“